Mittwoch, 25. Mai 2011

gelesen am 25.4.2011 bei der internationalen Dichterbegegnung zum Thema Frieden

Vavarin 2

Wo die Natur nackt ist
zerteilt sie sich selbst
durch reißende Ströme

Wo der Mensch denkend wird
baut er Brücken
über blinde Naturgewalt

Wo der Mensch aufhört
bombt er die Brücken
in die Urzeit zurück


Silvestersonett

Es ging ein taubes jahr spazieren
es sang so glücklich falsch sein lied,
wenns menschen, die beim exerzieren
und bomben werfen waren, mied.

Es stampfte durch zu hohe wellen
es ritt durch öl und wüstensand,
es strahlte in der menschen zellen
war selig, wenn es freunde fand.

Bald ist auch dieses jahr vergangen
wir sind am leben, wissend zwar,
dass ungestillt noch das verlangen
nach hörgeräten für ein jahr,

das kommt und bessre lieder bringt
und sie mit uns zusammen singt.


Origami für Hiroshima

(1)
falte kraniche / kunstvoll aus papier
beschreibe sie / mit deinen 999 wünschen
und lass sie davonfliegen
der tausendste / so sagt die legende
kommt zu dir zurück
einen wunsch / zu erfüllen

(2)
wenn kranichvögel klein sind
wissen sie noch nicht
wie schön sie einmal / tanzen können
ängstlich stehen sie / auf nur einem bein
 manche / heißt es / hören nie auf
nur traurig / den anderen / zuzuschauen

(3)
mein kleiner kranich
warum / flogst du fort
nach dem / neunhundertachtundneunzigsten / gefalteten papier
so gern / schaute ich dir / beim tanz zu

(4)
einmal
wird kein mensch mehr
kranichtänze / beobachten
zählen / wie viele gefaltete träume
dem fluss / vertrauen
wunder werden / vergessen sein
  
(5)
dreihundert blätter erst / habe ich
mit dem einen wunsch / beschrieben
little boy / wurde nie / gezündet
die worte / versinken / im fluss

Paradies

Kein Bruder
begehre des Bruders
Besitz.

Einst wurde das einsame Paar
vertrieben.
Wild wuchern
unbeschnittene Triebe
unbeherrschten Grüns
in den Himmel.
Nirgendwo
eine Eva die
einsamen Schlangen
Gesellschaft gewährte.
Ein knorriger Baum
erinnert sich
vergangener Äpfel.
 
Wo 
kein Herr
den Frieden danach
stört
Äpfel
die die
die immer neu erkennen
sättigen
belächelt alles Wir
die Gesänge Gehäuteter.
stirbt kein Geschmack
unter Verwilderndem
wären wir wieder
zurück.
 
Kein Bruder
begehrte des Bruders
Besitz.


Lets Dance
 
Wenn du aus dem Fenster schaust
und kein Schalter ist zu finden,
ist es Zeit, dass es dich graust,
schwarzes Licht wird nicht verschwinden.

Schmeiß die Blumen vom Balkon
und den Liebesfilm ins Feuer,
Längst verhallt der dritte Gong
Jagdsaison der Ungeheuer.

Tanz ich Anarchistenrock
auf dem Wolkenkratzerdache,
gönn ich allen diesen Schock,
kommt, hört hin, wie laut ich lache.

Zwar sind Hände dargeboten,
doch den Mund fülln Pfefferschoten.



radikal

genug!

endlich
erwartung

dass es
rumst

dass sich
was ändert

und ich
bin dabei

ich habe es satt
immer nur
unschuldig zu sein

und damit
mitschuldig

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